Kurzinhalt: | Waren es in den 1980er Jahren vor allem Touristiker, die Kultur als touristischen Attraktivitätsfaktor erkannten und im Rahmen von strategischen Tourismuskonzeptionen bedachten, sind es gegenwärtig zunehmend Akteure aus Kulturpolitik und Kulturmanagement, die dem Kulturtourismus verstärkte Aufmerksamkeit schenken. Angesichts der Notwendigkeit einer langfristigen Besucherentwicklung weiten Kulturbetriebe ihren Blick auf eine neue Zielgruppe aus: die Kulturtouristen.
Eine erfolgreiche Ansprache durch Kulturmarketing und Kulturvermittlung verlangt jedoch nach fundierten Zielgruppenkenntnissen. Diese Forderung nach einer kulturtouristischen Besucherforschung gewinnt insbesondere angesichts aktueller Marktentwicklungen zunehmend an Relevanz. Die Konkurrenzsituation im Marktsegment Kulturtourismus hat sich in den letzten Jahren derart verschärft, dass gegenwärtig ein Überangebot konstatiert werden muss. Der Markt für Kulturtourismus erweist sich als ein Käufermarkt, auf dem reiseerfahrene und immer anspruchsvoller werdende Kulturtouristen mit komplexen Motivstrukturen agieren.
In der Praxis steht der erfolgreichen Implementierung eines Kulturtourismuskonzepts bisher jedoch ein erhebliches Wissensdefizit entgegen. Obwohl das Irish Tourist Board bereits 1988 mit einer Untersuchung in den damaligen EG-Mitgliedsstaaten eine empirisch fundierte Differenzierung zwischen ,,Special Cultural Tourists", die Kultur als zentrales Reisemotiv erachten und ,,General Cultural Tourists", den sogenannten ,,Auch-Kulturtouristen", in die Forschungsdiskussion eingeführt hat und die Notwendigkeit weiterer Erhebungen mehrfach bekundet wurde, existiert bisweilen keine weitergehende Marktsegmentierung der Kulturtouristen.
Aufgrund dieser Forschungslücke wird eine qualitativ-empirische Analyse der kulturtouristischen Nachfrage auf der Grundlage von problemzentrierten Interviews Gegenstand des Dissertationsprojekts sein. Ausgehend von der groben Unterscheidung zwischen ,,Special Cultural Tourists" und ,,General Cultural Tourists" wird die These vertreten, dass sich die Kulturtouristen auf der Grundlage eines nachfrageorientierten Verständnisses von Kulturtourismus in weitere Subgruppen segmentieren und hinreichend beschreiben lassen, um sie einer strategischen Bearbeitung im Kulturbetrieb zugänglich zu machen. Die der Marktsegmentierung und Zielgruppenanalyse zugrunde gelegten zentralen Leitfragen lauten:
o Welches Verständnis von Kulturtourismus weisen Kulturtouristen vor?
o Welche Reisemotive prägen sie?
o Und welches Reiseverhalten legen sie an den Tag?
Ziel des Dissertationsvorhabens ist es, Kulturbetrieben auf Grundlage der empirischen Erkenntnisse strategische Handlungsempfehlungen für einen nachhaltigen Kulturtourismus im Sinne einer konsequenten Besucherorientierung vorlegen zu können.
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