Lehrreiche Geschichten für den Unterricht?
Eine interdisziplinäre Studie zum Unterrichtsfilm im Nationalsozialismus
Projekt - Fakultät 2 - Kultur- und Naturwissenschaften - Institut für Sprachen
Status:abgeschlossen
Kurzinhalt:Im Zentrum des Promotionsprojekts stehen Unterrichtsfilme, welche die Reichstelle für den Unterrichtsfilm (RfdU) bzw. Reichsanstalt für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (RWU)[1]zwischen 1934 und 1944 in Auftrag gab und vertrieb. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gab es Bemühungen Filmvorführungen in den Schulen einzuführen, doch erst im Nationalsozialismus erfuhr der Unterrichtsfilm eine weite Verbreitung.
Während sich bisherige Arbeiten zum Unterrichtsfilm im Nationalsozialismus (v.a. Kühn 1998) vorrangig mit der Institution der RfdU/RWU auseinandersetzten, stehen im Projekt die Filmmaterialien selbst im Fokus der Untersuchung. Dabei werden ausschließlich Unterrichtsfilme herangezogen, die für allgemeinbildende Schulen hergestellt wurden[2]. Zu den stummen RWU-Filmen wurden erläuternde Beihefte gereicht, sie liefern sachlich wirkende Informationen, geben aber auch bestimmte ,Lesarten' der Filme vor, die bei der Interpretation zu berücksichtigen sind.
Die schwarz-weißen Filme sind für den Einsatz in einem oder mehreren Schulfächern ausgelegt. Sie stellen aufgrund der inhaltlichen Vielfalt, der Produktionsjahre und -firmen sowie der didaktischen und künstlerischen Gestaltung einen heterogenen Quellenkorpus dar. Gemeinsam ist den RWU-Filmen die Absicht durch ihren Einsatz im Schulunterricht die SchülerInnen zu bilden und zu erziehen.
Zum Unterrichtsfilm als Lehrmedium überwiegen unterrichtspraktische Überlegungen, wohingegen eine theoretische, materialbasierte Bestimmung der Gattung des frühen Unterrichtsfilms ein Desiderat film- und bildungshistorischen Forschung darstellt. Filme als kulturelle Produkte stehen in einer künstlerischen Tradition und sind mit gesellschaftlichen Diskursen ihrer Entstehungszeit verbunden. Auch der frühe Unterrichtsfilm ist nicht isoliert, sondern in seinem medienhistorischen Kontext zu betrachten. So zeigen mehrere RWU-Filme auf verschiedenen Ebenen (Produktion, Themen, Gestaltung) eine ,Verwandtschaft' zu zeitgleich produzierten ,,lehrhaften" oder ,,volksbildenden" Kulturfilmen, der in komparativen Filmanalysen nachgegangen wird.
Als Lehrmedium vermitteln die Unterrichtsfilme den SchülerInnen nicht ausschließlich ,neutrales' Fachwissen. Nur wenige der Unterrichtsfilme, die eindeutig propagandistische Elemente (Hakenkreuze, Uniformen) enthalten, fielen 1945 unter die Zensur. Die Mehrzahl der tonlosen Filme wurde weiterverwendet, da sie als ,,unpolitisch" galten - was zu hinterfragen ist. (NS-)Ideologische Spuren können, wenn auch weniger offensichtlich, auf der visuellen Ebene über die filmischen Erzähl- und Darstellungsweisen als ,Subtexte' (u.a. Stereotype, Idealbilder) des Filme transportiert werden.
Die Grundlage der film- und bildungshistorischen Untersuchung bildet die Analyse der spezifischen Filmästhetik der Unterrichtsfilme und darin wiederkehrender Muster mit der Feldpartitur, dabei werden Verfahren der Filmanalyse (Mikos 2008, Borstnar/Pabst/Wulff 2008) und der historischen Quelleninterpretation mit qualitativen Methoden der Filminterpretation (Bohnsack 2009) verbunden.
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[1]Die 1934 gegründete Institution Reichstelle für den Unterrichtsfilm (RfdU) wurde 1940 in Reichsanstalt für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (RWU) umbenannt, diese Bezeichnung wird zur besseren Lesbarkeit im Folgenden verwendet.
[2]Daneben produzierte die RWU auch Filme für Berufsschulen sowie Hochschulfilme.

[kürzen]
Qualifikationsarbeiten im Projekt:Promotion
Projektdauer:01.05.2011 bis 31.03.2015
Projektbeteiligte:
  • Prof. Dr. Roland Jost (Betreuer)
    Prof.'in Dr. Bärbel Völkel (Betreuerin)
    Verena Niethammer (geb. Göggelmann), M.A. (Leitung)



  • Verweis auf Webseiten:
    Projekthomepage
    keine
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