Schülerinnen forschen
Projekt - Fakultät 2 - Kultur- und Naturwissenschaften - Institut für Naturwissenschaften und Technik
Status:abgeschlossen
Kurzinhalt:In der empirischen Bildungsforschung wurden in zahlreichen Untersuchungen deutliche (Leistungs-)Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen im Bereich von Physik und Chemie festgestellt. Diese beziehen sich u. a. auf das schulische Anwahlverhalten im Bereich der Naturwissenschaften mit der Folge eines geringen Mädchenanteils in Chemie- und Physikkursen sowie auf den geringen Mädchenanteil in technischen Studiengängen.
Die Begründung für diese empirischen Befunde ist sicherlich komplex, spielen doch die Persönlichkeit von Chemie- und Physiklehrer eine genauso wichtige Rolle wie etwa die gesellschaftliche Akzeptanz naturwissenschaftlich-technischer Berufe für Mädchen.
Bei Unterrichtsbeobachtungen wurden vielfach das geringe Vertrauen von Mädchen in ihre fachbezogenen Fähigkeiten im Bereich von Chemie und Physik festgestellt. Auf der anderen Seite steht dem gegenüber ein gutes Abschneiden der Mädchen bei Aufgaben zu den Bereichen ,,Wissen ÜBER Naturwissenschaften" und ,,Erkennen wissenschaftlicher Fragestellungen".

Wir schließen daraus, dass die Kompetenzen der Mädchen sehr stark kontextabhängig sind und Kontexte, wie Gesundheit und Umwelt dazu dienen können, Mädchen einen Zugang zu Chemie und Physik zu bieten.

Nach dem ca. 2,5 Jahre dauernden Projekt konnten wir feststellen, dass gerade diese lebensweltlichen Kontexte zu einer großen Interessenssteigerung bei den Mädchen führten. Auch die außerschulische Lernbegegnung, frei von Zwang und Zensuren und ohne die disziplinierenden Blicke des Lehrers, führte, in einer (professionellen) Laboratorium- Lernumgebung, zu Rahmenbedingungen, die sowohl die Eigenaktivität als auch das Interessen der Mädchen steigern ließ.
Ob allerdings eine Mono- oder Coedukation Auswirkungen auf das Lernverhalten der Schülerinnen haben, konnte natürlich im Rahmen des Projektes nicht geklärt werden.

Aus diesen Ergebnissen stellen sich zahlreiche Forderungen an den ,,normalen" Chemie- und Physikunterricht:
o Erhöhte Sensibilität der Lehrer gegenüber der kontextuellen Einbindung von Lerninhalten unter Berücksichtigung der für Mädchen besonders motivierenden Bereiche. Bei allem Optimismus sollte jedoch erkannt werden, dass Lernsituationen nicht allein aus motivationalen Gründen errichtet werden dürfen. Dieser, in der Fachliteratur ,,vorgeblicher Kontext" genannt, spielt dann im Verlaufe des Unterrichts keine Rolle mehr. Ebenso ist zu bedenken, dass Kontexte nicht nur episodenhaft geschaffen werden müssen. Ansonsten wäre eine Verzahnung mit vorhandenem Wissen und mit Querverweisen sicherlich nur schwer möglich. Hier ist es notwendig, Kontexte mit der Fachsystematik so zu kombinieren, dass die Vorteile wie etwa Motivation, Authentizität, Einordnungs- und Systematisierungsvermögen zur Geltung kommen. Ein ausschließlich fachsystematisch organisierter Unterricht erschwert den Zugang zahlreicher Schüler zu dem Fach. Auf der anderen Seite besteht bei einem ausschließlich kontexorientierten Unterricht die Gefahr einer nur unzulänglichen Einordnung in eine Fachstruktur. Lernen muss sowohl sachsystematisch als auch situiert erfolgen.
o Schaffung von außerschulischen Räumen, in der in einer Laboratmosphäre exploratives Lernen ermöglicht wird, evtl. zeitweise Trennung von Jungen und Mädchen zur Förderung der empirisch festgestellten geschlechtsspezifischen Unterschiede. Schlagwortartig heißt das: Jungen brauchen mehr Sinn, Mädchen weniger Hemmungen im Experimentieren,
o Förderung von Erfahrungen aus erster Hand,
o moderne Anwendungen aus den Bereichen Alltag, Umwelt und Gesundheit sollen in den naturwissenschaftlichen Unterricht integriert werden.

[kürzen]
Projektdauer:03.01.2010 bis 15.09.2011
Projektbeteiligte:
  • Prof. Dr. Achim Habekost (Leitung)


    Prof. Dr. R. Girwidz, Physik, PH Ludwigsburg (bis 2010)
    Prof. Dr. A. Habekost, Chemie, PH Ludwigsburg
    MA S. Geisbusch, Physik, PH Ludwigsburg (bis 2010)
    Dr. N. Aristov, Chemie, PH Ludwigsburg (ab 2011)
    M. Schott, Chemie, PH Ludwigsburg
    Tutorinnen


  • In Zusammenarbeit mit:Inst. für Technikdidaktik der Universität Stuttgart, Prof. Nickolaus
    Verweis auf Webseiten:
    Projekthomepage
    keine
    Angehängte Dateien:
    keine
    Erfasst von Prof. Dr. Achim Habekost am 03.12.2012
    Zuletzt geändert von Prof. Dr. Waltraud Holl-Giese am 09.11.2017
        
    Projekt-ID:341