L2-Transfer im Erwerb der gesprochenen und geschriebenen Sprache
Projekt - Fakultät 2 - Kultur- und Naturwissenschaften - Institut für Sprachen
Status:abgeschlossen
Kurzinhalt:1. Hintergrund
Ein wesentlicher Aspekt der Spracherwerbsforschung beschäftigt sich damit, eine Erklärung für die im Erst- und Zweitspracherwerb gefundenen universellen Entwicklungsmuster zu finden. Pienemann entwickelte eine psycholinguistische Theorie (Processability Theory, vgl. Pienemann 1998; 2005), die die im Erst- und Zweitspracherwerb gefundenen Entwicklungsmuster auf der Grundlage der Architektur der menschlichen Sprachverarbeitung erklärt. Der Grundgedanke der Processability Theory besteht in der Annahme, dass nur diejenigen sprachlichen Regeln erworben werden können, die in dem jeweiligen Entwicklungsstadium des Lerners verarbeitet werden können.

Ergebnisse zum mündlichen L2-Erwerb des Englischen (Pienemann 1998, 2005, 2006; Keßler 2006a und 2006b; Keßler & Keatinge 2008; Keßler & Lenzing 2008) und zum schulischen Erwerb einer Zweitsprache (Pienemann 1984 und 2006; Keßler 2006a und 2006b; Keßler & Keatinge 2008; Keßler & Lenzing 2008) liegen vor. Bei den vorhandenen Studien handelt es sich sowohl um Longitudinal- als auch Querschnittsstudien. Um die Wirkung des L1-Transfers auf den Erwerb des Englischen genauer zu erklären, sind weitere Studien insbesondere von Lernern mit typologisch unterschiedlichen Muttersprachen wichtig.

Fragen des Transfers im Bereich der geschriebenen Sprache noch völlig unerforscht. Bislang ging man häufig davon aus, dass der Erwerb dieser beiden Fertigkeiten auf unterschiedlichen psycholinguistischen Systemen beruhe. Inzwischen deuten erste Ergebnisse darauf hin, dass es interface zwischen gesprochener und geschriebener spontanen Zweitsprachenproduktion und -verarbeitung gibt, in dem beide Fertigkeiten nach den gleichen Erwerbsmechanismen und -hierarchien, allerdings in unterschiedlicher Geschwindigkeit durchlaufen werden (Håkansson & Norrby 2007; Rahkonen & Håkansson 2008).

2. Fragestellung des Projekts
Das Projekt verfolgt zwei grundlegende Fragestellungen:
(1) Was ist die Ausgangshypothese von Lernern des Englischen als Zweitsprache mit Finnisch als Erstsprache?
(2) Wie wird lernersprachliches Wissen im Sprechen und Schreiben umgesetzt?
Die erste Fragestellung bezieht sich auf den Transfer von der Erstsprache auf die Zweitsprache. Wir vergleichen die Lernergrammatiken bei deutschen und finnischen Lernern des Englischen. Gegenstand der Analyse ist vor allem die Markierung von semantischen Rollen (wie Agent, Experiencer etc.) durch morpho-syntaktische Mittel. Die beiden Ausgangssprachen weisen eine große typologische Distanz auf, die in der sehr unterschiedlichen Markierung von semantischen Rollen durch morphologische und syntaktische Mittel sichtbar wird. Der Vergleich des Englischerwerbs durch deutsche und finnische Lerner bildet daher eine gute Basis zur empirischen Überprüfung von Hypothesen über die Rolle des Transfers. Die Stellen, an denen deutsche und finnische Lerner des Englischen trotz struktureller Unterschiede in den Ausgangssprachen dieselben lernersprachlichen Regeln entwickeln, sind als transfer-unabhängig zu bewerten - falls sie tatsächlich zu finden sind. Unsere Forschungsgruppe hat entsprechende Vorarbeiten zum Erwerb des Englischen durch deutsche Lerner abgeschlossen.

Die zweite Fragestellung bezieht sich auf zwei verschiedene Modi der Sprachproduktion, die sich, vor allem durch die Faktoren Verarbeitungszeit und Planung unterscheiden. Man hatte bisher angenommen, dass die unterschiedliche Verarbeitung von gesprochener und geschriebener Sprache auch zu unterschiedlichen Prozessen im Zweitspracherwerb führt. Genaue Studien der Lernergrammatiken zeigten jedoch, dass die sprachlichen Systeme, die der gesprochenen und der geschriebenen Zweitsprache zugrunde liegen, eng mit einander verbunden sind (vgl Rahkonen & Hakansson 2008). Allerdings sind die in diesen Studien verwendeten

3. Aufbau der Untersuchung
Querschnittsstudie mit ca. 20 Lernern,
mündlicher Sprachgebrauch,

[kürzen]
Qualifikationsarbeiten im Projekt:laufend
Projektdauer:01.06.2008 bis 30.06.2010
Projektbeteiligte:
  • Prof. Dr. Jörg-U. Keßler
    Prof. Dr. Manfred Pienemann (Universität Paderborn) (Leitung)


    Mathias Liebner (Paderborn)
    Dagmar Keatinge (Paderborn)
    Anke Lenzing (Paderborn)
    Anja Plesser (Paderborn

  • In Zusammenarbeit mit:Prof. Dr. Matti Rahkonen, Universität Jyväskylä, Finnland
    Verweis auf Webseiten:
    Projekthomepage
    keine
    Angehängte Dateien:
    keine
    Erfasst von Prof. Dr. Jörg-U. Keßler am 20.01.2010    
    Projekt-ID:195