Erwerb Wortbegriff
Projekt - Fakultät 2 - Kultur- und Naturwissenschaften - Institut für Sprachen
Status:abgeschlossen
Kurzinhalt:Kurzbeschreibung des Projekts
Auf dem Gebiet der Getrennt- und Zusammenschreibung (kurz: GZS) herrscht - selbst bei kompetenten Schreibern - große Verunsicherung. Während vor der Rechtschreibreform die GZS in amtlich-kodifizierenden Texten überhaupt nicht thematisiert wurde, geriet diese mit den Bemühungen um die Rechtschreibreform in den Fokus des öffentlichen und sprachwissenschaftlichen Interesses. Im Gegenzug dazu bildet die GZS im gegenwärtigen Rechtschreibunterricht eine Randerscheinung. Sie wird in der Grundschule gar nicht, in der Sekundarstufe zu spät und dann unter falschen Prämissen behandelt.

Die Arbeit sucht nach Wegen, den genannten Missständen abzuhelfen. Zunächst gilt es, die GZS fachsystematisch aufzubereiten und den Erwerb der GZS von der Zeit des Schuleintritts an bis hin zur Sekundarstufe I hindurch empirisch nachzuzeichnen. Von da aus wird der Versuch unternommen, ein geeignetes didaktisches Modell zur Vermittlung der GZS zu entwickeln, das ihrer Bedeutung für das Lesen und das Schreiben Rechnung trägt.

Fragestellungen
Das Projekt orientiert sich an folgenden Fragestellungen:
(1) Über welche GZS-Kompetenzen verfügen Schüler/innen der Primar- und Sekun-darstufe bereits? Gibt es Unterschiede zwischen den Schularten?
(2) Welche Vorteile bietet eine syntaktisch fundierte gegenüber einer morphologisch fundierten GZS-Vermittlung im Unterricht?
(3) Hat eine unterrichtliche Vermittlung der GZS Lerneffekte oder erfolgt der Erwerb der GZS auch ohne deren Vermittlung (wie viele Rechtschreibdidaktiker behaupten)?

Stand des Forschungsprojekts
2010 wurden verschiedene Interventionskonzepte zum GZS-Erwerb entwickelt (morphologisches und syntaktisches Konzept) und durchgeführt. Sie konnten in einer quasi-experimentellen Feldstudie (Interventionsstudie) miteinander verglichen und hinsichtlich ihrer Effekte überprüft werden. Die Datenauswertung ist nahezu abgeschlossen. Die Ergebnisse gehen ein in eine Habilitationsschrift (Arbeitstitel: ,,Ontogenese des Leerzeichens"). Einen Einblick darüber geben folgende Abschnitte.

Ergebnisse/Konsequenzen
Es stellte sich - wie erwartet - heraus, dass Lerner/innen, die mit dem syntaktischen Konzept unterrichtet wurden, höhere Lernerfolge in der GZS erzielen als Lerner/innen, die mit dem konkurrierenden, morphologischen Konzept unterrichtet wurden. Das Hauptanliegen der Studie war es zu zeigen, dass es zum einen sinnvoll ist, die GZS nicht aus der Orthographiedidaktik auszuklammern, sondern dass mit einer geeigneten didaktischen Modellierung Lernfortschritte bereits in der Primarstufe erzielt werden können. Zum anderen sollte demonstriert werden, dass das syntaktische Prinzip beim Aufbau der GSZ-Kompetenzen am besten greift. Die bisherigen Ergebnisse dokumentieren: Bei ,,geeigneter" didaktischer Intervention findet auch auf dem Gebiet der GZS ein signifikanter Kompetenzzuwachs statt. Fehlende Intervention führt zum Teil sogar zu einem Regress. Als geeignetster Zugang hat sich der syntaktische herauskristallisiert, er ist dem morphologischen in Teilbereichen überlegen.
Als abschließendes Fazit bleibt bei aller Vorsicht im Umgang mit den erhobenen Daten und den daraus resultierenden Schlussfolgerungen festzuhalten: Die Getrennt- und Zusammenschreibung gehört wie jedes andere orthographische Phänomen auch auf den rechtschreibdidaktischen Plan - und dies bereits ab der Primarstufe. Inwieweit sich beide Prinzipien, morphologisches und syntaktisches, in ein Konzept integrieren lassen und ob dies den Lernzuwachs fördert oder aber behindert, bleibt künftiger empirischer Forschungsarbeit vorbehalten.
[kürzen]
Qualifikationsarbeiten im Projekt:Mesch, Birgit (i.V.): Ontogenese des Leerzeichens - Erwerb der Getrennt- und Zusammenschreibung in Primar- und Sekundarstufe. Ms., Habilitationsschrift.
Projektdauer:01.01.2010 bis 31.12.2011
Projektbeteiligte:
  • Prof. jun. Dr. Birgit Mesch (Leitung)



  • Verweis auf Webseiten:
    Projekthomepage