Entwicklung von Vorstellungen zu datenbezogener Reduktion und statistischer Variabilität als Förderansatz zum Aufbau von Statistical Literacy (ReVa-Stat)
- Eine empirische Evaluations- und Interventionsstudie
Projekt - Fakultät 2 - Kultur- und Naturwissenschaften - Institut für Mathematik und Informatik
Status:abgeschlossen
Kurzinhalt:Statistisches Denken ist in unserer modernen Informationsgesellschaft zu einer Schlüsselqualifikation geworden, um in einer Welt voller Daten partizipations- und handlungsfähig zu sein. Leider hat es den Anschein, dass sich diese Bedeutung nur unzureichend in der praktischen Umsetzung an baden-württembergischen Realschulen niederschlägt. In dieser experimentellen Interventionsstudie wurde die Wirkung von speziell konzipierten Förderansätze in einem 2x2-Design (Basis-Training sowie drei weitere reflexionsorientierte Treatments) untersucht.

Im Folgenden wird ein Überblick über die drei Teilstudien des Projekts gegeben:
Teilstudie 1 untersuchte die Beziehung zwischen der Kompetenz „Nutzen von Darstellungen und Modellen in statistischen Kontexten“ und Leseverständnis sowie allgemeinen kognitiven Fähigkeiten. Durch die empirische Abgrenzung von Leseverständnis und kognitiven Fähigkeiten konnte das Kompetenzkonstrukt sowie das darauf basierende Testinstrument als relativ eigenständig von diesen eher allgemeinen Schülervariablen bestätigt werden. Dieses Ergebnis legt einerseits nahe, dass das in der vorliegenden Studie verwendete Testinstrument geeignet ist, Kompetenz im Bereich von Statistical Literacy bereichsspezifisch zu messen. Andererseits deutet dies darauf hin, dass die textgestützte Anlage der Lernmaterialien der Intervention für Lernende mit schwächerem Leseverständnis beziehungsweise mit niedrigeren kognitiven Fähigkeiten nicht grundsätzlich ein Hindernis darstellen muss.
Teilstudie 2 nahm in den Blick, inwiefern individuelle Eingangsvoraussetzungen wie das Leseverständnis, allgemeine kognitive Fähigkeiten, mathematische Schulleistung sowie das Geschlecht die Entwicklung der Kompetenz „Nutzen von Darstellungen und Modellen in statis-tischen Kontexten“ sowie die Sichtweisen der Lernenden auf zufallsbedingte Variabilität im Verlauf einer Intervention beeinflussten. In ähnlicher Weise wie in Teilstudie 1 stellte sich das Leseverständnis trotz textgestützter Anlage der Lernmaterialien wider Erwarten als wenig bedeutsam für die Kompetenzentwicklung heraus. Dagegen spielten die kognitiven Fähigkeiten sowie die Mathematiknote über den in der Analyse kontrollierten Vortest hinaus eine Rolle für die Kompetenzentwicklung. Insgesamt verzeichneten die teilnehmenden Jungen einen höheren Kompetenzzuwachs als die Mädchen, was weiteren Forschungsbedarf in diese Richtung sowie einen verstärkten Förderbedarf für Mädchen unterstreicht. Im Vergleich zu den genannten individuellen Eingangsvoraussetzungen war die Zugehörigkeit zu den vier Treatments relativ unbedeutend für die Entwicklung von Kompetenz im Bereich von Statistical Literacy. Dagegen berücksichtigten die Lernenden der reflexionsorientierten Treatments nach erfolgter Intervention zufallsbedingte Variabilität im Vergleich zu den Lernenden des Basis-Trainings signifikant stärker als zuvor, was den Aufbau von Statistical Literacy wesentlich begünstigen kann.
Der Einfluss der Intervention auf das bereichsspezifische Selbstkonzept und Interesse wurde in Teilstudie 3 analysiert. Im Verlauf der statistikbezogenen Intervention erhöhten sich die Durchschnitte der statistikbezogenen Skalen in allen vier Treatmentgruppen im Vergleich zur Baseline-Gruppe signifikant. Insbesondere Schüler, die bereits zum Zeitpunkt des Vortests über relativ hohe Kompetenz im Bereich von Statistical Literacy verfügten, konnten durch die Intervention in ihrem Selbstkonzept gefördert werden. Dieses Ergebnis unterstreicht die wechselseitige Beziehung zwischen Leistungs- und motivationalen Variablen und somit die Bedeutung der Förderung beider Bereiche durch geeignete Materialien.

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Qualifikationsarbeiten im Projekt:Dissertationsprojekt im Rahmen des Kooperativen Promotionskollegs "Effektive Lehr-Lernarrangements - empirische Evaluation und Intervention in der Pädagogischen Praxis" zwischen der PH Ludwigsburg und der Eberhard Karls Universität Tübingen.
Doktorandin Ute Sproesser
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Projektdauer:01.08.2011 bis 31.07.2014
Projektbeteiligte:
  • Ute Sproesser (MA), Prof. Dr. Joachim Engel, Prof. Dr. Sebastian Kuntze (Leitung)



  • In Zusammenarbeit mit:Eberhard Karls Universität Tübingen
    Verweis auf Webseiten:
    Projekthomepage
    keine
    Angehängte Dateien:
    keine
    Erfasst von Prof. Dr. Ute Sproesser am 02.03.2012    
    Projekt-ID:310