Sprachliche Kompetenzen angehender Deutschlehrerinnen und -lehrer diagnostizieren und fördern - Teilbereich: Kommatierung
Projekt - Fakultät 2 - Kultur- und Naturwissenschaften - Institut für Sprachen
Status:abgeschlossen
Kurzinhalt:Gesellschaftlich gilt Interpunktionskompetenz als Indikator von Intelligenz und Bildung und kann häufig auch eine Voraussetzung für beruflichen Erfolg sein. Die Verantwortung für die Ausbildung dieser orthographischen Teilkompetenz tragen in erster Linie Deutschlehrerinnen und -lehrer. Unsere Vermutung ist, dass bei Studierenden mit dem Fach Deutsch jedoch erhebliche diesbezügliche Defizite vorliegen.
Dass die Grundproblematik eine hohe Bedeutung aufweist, zeigt zum Beispiel der Fall einer Lehramtsstudentin, die im Jahre 2002 ihr Erstes Staatsexamen trotz erheblicher Probleme in den Bereichen Orthographie und Grammatik bestanden hatte (vgl. hier und im Folgenden Stuttgarter Zeitung v. 18.03.2005). Die schriftliche Klausur soll etwa 200 Fehler aufgewiesen haben - davon 123 Zeichensetzungsfehler. Ein Drittgutachten legte letztlich die Note gut fest. Dagegen protestierte die Erstgutachterin: Sie erhob beim Prüfungsamt Widerspruch und wandte sich schließlich an den Petitionsausschuss des Landtags. Zum Endergebnis schreibt die o. a. Zeitung: ,,Rechtlich und sachlich, urteilte er [der Petitionsausschuss, C.H./R.O.], sei die Prüfung nicht zu beanstanden; die Eingabe wurde daher zu den Akten gelegt. Aber die Abgeordneten machten deutlich, dass sie die Bedenken der Petentin durchaus teilten."
Vor ein paar Wochen sorgte die Mitteilung eines Bayreuther Professors in allen bedeutenden Tageszeitungen der Republik für Schlagzeilen: Die Ergebnisse einer Studie, die die Rechtschreib- und Grammatikkenntnisse angehender Deutschlehrer erhob, seien derart erschreckend, dass deren Veröffentlichung bislang zurückgehalten wurde. (Es ist anzunehmen, dass nicht explizit das Kommatieren untersucht wurde.)
Schon vor längerer Zeit beklagte ein führender Deutschdidaktiker die mangelnden Fertigkeiten angehender Deutschlehrer: ,,Fragt man nach den schriftlichen Fertigkeiten der Schulabgänger, Studierenden oder Referendare, so überwiegen Klagen. Danach fehlt es in Kernbereichen des Deutschunterrichts an gesicherten Kenntnissen, etwa über Grammatik, Orthografie [...]. Dabei werden die Defizite nicht nur von außen zugeschrieben, sondern von den Betroffenen selber beklagt. [...] Die Ursachen für solche Defizite sind in der schulischen und universitären Ausbildung zu suchen." (Becker-Mrotzek 1999: 228 f.)
Zwar wurden in Bezug auf schulgrammatisches Wissen und Schreibkompetenzen von Studierenden in den letzten Jahren einige Studien durchgeführt, die offenbaren, dass diesbezügliche Kompetenzen als ,unbefriedigend' bewertet zusammengefasst werden können - speziell zur Kommatierungskompetenz von Studierenden gibt es jedoch bisher keine Untersuchungen.
Eine von uns durchgeführte Pilotstudie mit ,eigenen' Studierenden - die alle hinsichtlich ihres Zugangs zum Lehramtsstudium eine große Numerus-Clausus-Hürde überwinden mussten - offenbarte erschreckende Unsicherheiten im Bereich des Kommatierens. Um die Datenbasis über den baden-württembergischen Raum hinaus zu erweitern, haben wir zu Beginn des Sommersemesters 2012 bundesweit Studierenden (n = 1000) einen Interpunktionstest vorgelegt, der einzelne Teilkompetenzen abprüft. Die ausgefüllten Tests liegen uns mittlerweile vor.
Mit unserem Vorhaben beabsichtigen wir, auf folgende Fragen Antworten zu finden:
a. Welche Fähigkeiten und Defizite beim Kommatieren liegen tatsächlich vor?
b. Welche didaktischen und hochschulpolitischen Konsequenzen lassen sich aus den Ergebnissen ziehen? Welche Förderkonzepte für Hochschulen und Schulen könnten sich langfristig als sinnvoll erweisen, um den ,Teufelskreis' nachhaltig zu durchbrechen?
c. Lassen sich - theoriegestützt - Verbindungslinien zu anderen sprachlichen Teilkompetenzen beziehungsweise -defiziten aufzeigen?

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Projektdauer:16.08.2012 bis 16.12.2014
Projektbeteiligte:
  • Prof. Dr. Ralph Olsen (Leitung)



  • In Zusammenarbeit mit:Christiane Hochstadt, Pädagogische Hochschule Heidelberg
    Verweis auf Webseiten:
    Projekthomepage
    keine
    Angehängte Dateien:
    keine
    Erfasst von Prof. Dr. Ralph Olsen am 16.12.2012
    Zuletzt geändert von Prof. Dr. Waltraud Holl-Giese am 09.11.2017
        
    Projekt-ID:352