Arbeitstitel: Every Explanation can be Misunderstood [PU §29]. Arguing for Occasion-Sensitivity
Dissertation - Fakultät 1 - Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften - Institut für Philosophie und Theologie
Status:abgeschlossen
Kurzinhalt:Ziel dieses Dissertationsprojekts ist es, Charles Travis' Position [Occasion-Sensitivity, im Folgenden: Okkasionalität] innerhalb der sprachphilosophischen Kontextdebatte zu erhellen, dabei die über die Sprachphilosophie hinausweisenden Implikationen herauszuarbeiten und für Okkasionalität zu argumentieren.

In der Kontextdebatte geht es im Kern um zwei Fragen. (1) Wie verbreitet ist Kontextabhängigkeit?: Haben unsere sprachlichen Äußerungen einen kontextunabhängigen Gehalt oder sind immer die Umstände [occasions] zu berücksichtigen, wenn es darum geht, eine Äußerung zu verstehen? (2) Welcher Art ist die Kontextabhängigkeit?: Welchen Beitrag leistet das sprachliche Material (Worte, Sätze etc.) dazu? Steuert es evtl., welchen Beitrag der Kontext zum Verstehen leistet bzw. welche Kontextfaktoren jeweils relevant sind?

Dabei kreist die Diskussion oft um Beispielsätze wie "Jill ist bereit" oder "Die Blätter sind grün" oder "Auf dem Mars gibt es Wasser". Intuitionen (in Bezug auf die Wahrheitswerte dieser Sätze in verschiedenen Kontexten) waren bisher der Ausgangspunkt der meisten Diskussionen innerhalb der Debatte, die sich damit in eine Sackgasse manövriert hat, da scheinbar keiner Kriterien dafür angeben kann, wann ein Satz unabhängig vom Kontext Gehalt hat oder nicht. Zudem ist damit oft nur die erste der zwei Kernfragen überhaupt berücksichtigt.

Der Fokus des Projekts auf Travis ergibt sich daraus, dass dieser oft mit oberflächlich ähnlichen Positionen bzw. deren Autoren – sogenannten Radikalen Kontextualisten – in einen Topf geworfen wird (z.B. Searle oder Sperber & Wilson). D.h. die wesentlichen Beiträge, die Travis' Position in die Debatte einbringt (und die u.a. auf seiner Lektüre von Austin, Wittgenstein, aber auch Frege basieren), wurden bisher kaum berücksichtigt. Ebensowenig wurden mögliche Verbindungen zwischen Travis' Okkasionalität und der Hermeneutik Heideggers und Gadamers (von dem der Ausdruck "Okkasionalität" übernommen ist) untersucht, die mir aber durch Demmerlings Sinn, Bedeutung, Verstehen: Untersuchungen zu Sprachphilosophie und Hermeneutik. mentis, Paderborn. 2002. nahezuliegen scheinen.
Dem versucht auch Travis selbst derzeit (teilweise) abzuhelfen. Seine neuen Argumente für Okkasionalität (z.B. in Their Work and Why They Do It. in: Context, Truth, and Objectivity: Essays on Radical Contextualism. Hrsg. Eduardo Marchesan & David Zapero. Routledge, New York. 2019.) versuchen nicht nur, ohne Beispiele bzw. davon ausgelöste Intuitionen auszukommen, sondern fassen stärker eine bisher oft ignorierte (aber bei ihm von Anfang an explizit präsente) Komponente seiner Position ins Auge. Nämlich die, dass Travis zufolge nicht nur der Gehalt unseres Sprechens, sondern auch der unseres Denkens vom Kontext abhängt. D.h., dass Travis zufolge nicht nur vom Kontext abhängt, welchen Gehalt eine Äußerung hat, sondern dass sich der Gehalt selbst weder unabhängig vom Kontext noch abschließend bestimmen lässt.

Dabei entwickelt Travis (auch wenn er es nicht so ausdrückt) sein Argument als eine neue Antwort auf das Kripkensteinparadox (Wodurch wird bestimmt, welcher Regel meine sprachliche Handlung folgt?), die im wesentlichen in einem neuen Verständnis unseres Begriffsbesitzes besteht (das möglicherweise als Ausbuchstabierung von Berkeleys Ablehnung abstrakter Ideen verstanden werden kann). Diese neue Antwort auf das Kripkensteinparadox bzw. dieses neue Verständnis von Begriffen hat wiederum weitreichende metaphilosophsiche Konsequenzen. Diese werden im Projekt u.a. am Beispiel von Chisholms Problem of the Criterion und am Beispiel des Gettierproblems herausgearbeitet.
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Projektdauer:01.01.2018 bis 01.06.2020
Projektbeteiligte:

Daniel Höft, M.A.

Verweis auf Webseiten:
Projekthomepage
keine
Angehängte Dateien:
keine
Erfasst von Patrick Maisenhölder am 18.11.2019    
Projekt-ID:479