Geschwisterbeziehungen aus der Perspektive von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit körperlichen und motorischen Beeinträchtigungen
Projekt - Fakultät 3 - Sonderpädagogik - Institut für sonderpäd. Förderschwerpunkte
Status:abgeschlossen
Kurzinhalt:Die Geschwisterbeziehung gilt als eine der am längsten andauernden zwischenmenschlichen Beziehungen und stellt einen wichtigen Kontext der kindlichen Entwicklung dar. Frühe Geschwisterbeziehungen sind sowohl durch Intimität und Kameradschaft als auch durch Konflikte und intensive negative Gefühle gekennzeichnet. Die Qualität der Geschwisterbeziehung hat einen Einfluss auf die psychische Gesundheit der Kinder (Dirks, Persram, Recchia, & Howe, 2015; Dunn, 2014; McHale, Updegraff, & Whiteman, 2012) und der Eltern (z. B. Foster, Bryon, & Eiser, 1998). In einer Metaanalyse kamen Buist, Dekovi? und Prinzie (2013) zu dem Schluss, dass Geschwisterkonflikte das Risiko für internalisierende und externalisierende Verhaltensprobleme erhöhten, während emotiona-le Wärme in Geschwisterbeziehungen einen protektiven Effekt hat (vgl. a. Buist & Vermande, 2014).

Während sich zahlreiche empirische Studien mit den Auswirkungen der Behinderung eines Kindes auf das nicht beeinträchtigte Geschwister befassten, wurde die Qualität der Geschwisterbeziehung nur wenig untersucht. Nur ausnahmsweise wird dabei betrachtet, wie Kinder und Jugendliche mit Behinderung ihre Geschwisterbeziehung erleben. Dabei zeigte sich, dass auch in dieser Personengruppe Geschwisterbeziehungen oft positiv erlebt und durch Nähe und Wärme gekennzeichnet sind (Stoneman, 2005).

Die vorliegenden empirischen Befunde beziehen sich vor allem auf Kinder und Jugendliche mit geistigen Behinderungen und Autismus-Spektrum-Störungen und beruhen überwiegend auf quantitativen Erhebungen, in erster Linie durch Fremdratings (z. B. Be-gum & Blacher, 2011). Die subjektive Perspektive von Kindern und Jugendlichen mit Körperbehinderungen wurde bisher nicht berücksichtigt, obwohl Körperschädigungen einen erheblichen Einfluss auf die Gestaltung sozialer Beziehungen haben können (eingeschränkte Mobilität, Kommunikationsstörungen, hoher medizinischer Betreuungsbedarf u. a. m.).

Ziel der Studie ist es, erstmals Daten zur Qualität der Geschwisterbeziehungen aus der Perspektive von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Körperbehinderungen systematisch aufzubereiten, um einen näheren Einblick in die Bedeutung der Geschwisterbeziehungen für diese Personengruppe zu gewinnen. In einem vorwiegend qualitativen Herangehen sollen Themen und Dimensionen herausgearbeitet werden, die für die bisher befragten Jugendlichen eine besondere Bedeutung haben, unter besonderer Berücksichtigung der Geschwisterbeziehung als Ressource für die sozial-emotionale Entwicklung. Dabei werden auch die potentiell mit einer körperlichen und motorischen Beeinträchtigung einhergehenden Erschwernisse (z. B. eingeschränkte Mobilität, Beeinträchtigungen der verbalen Kommunikation, kognitive Beeinträchtigungen) beachtet und in ihrer Auswirkung auf die Geschwisterbeziehung thematisiert werden.

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Projektdauer:01.01.2020 bis 31.12.2021
Projektbeteiligte:
Prof. Dr. Renner, Gerolf (Leitung) [Profil]
Prof. Dr.  Scholz, Markus (Leitung) [Profil]


Verweis auf Webseiten:
Projekthomepage
keine
Angehängte Dateien:
keine
Erfasst von Prof. Dr. Gerolf Renner am 18.01.2020
Zuletzt geändert von Prof. Dr. Gerolf Renner am 18.01.2020
    
Projekt-ID:481