Governance inklusiver Bildung im Ländervergleich – Analyse differenter Prozesse der Bildungssysteme Baden-Württemberg und Südtirol
Dissertation - Fakultät 3 - Sonderpädagogik - Fakultät 3 - Sonderpädagogik
Status:aktuell laufendes Vorhaben
Kurzinhalt:Wie die vorläufige Version der Concluding Observations des UN-Komitees für die Rechte von Menschen mit Behinderungen im Zuge des laufenden Staatenberichtsverfahrens verdeutlicht, ist die Umsetzung inklusiver Bildung im gesamten deutschen Bildungssystem weiterhin als unzureichend zu beurteilen (Committee on the Rights of Persons with Disabilities 2023). Im Gegensatz dazu wurde Italien bereits in seiner Rückmeldung im Rahmen des letzten Berichtsverfahrens als Vertragsstaat gelobt, der sich seit Jahrzehnten um die Umsetzung inklusiver segregationsfreier Bildung bemüht (Committee on the Rights of Persons with Disabilities 2016). Die konträren Bewertungen heben die unterschiedlichen Stadien hervor, in welchen sich die Vertragsstaaten hinsichtlich der Transformation zu inklusiven Bildungssystemen befinden und werfen die Frage auf, welche Gegebenheiten diese innereuropäischen Varianzen hervorrufen.
Dem Forschungsansatz der Educational Governance liegt die Annahme zugrunde, dass die Steuerung von Bildungsprozessen in Form eines dynamischen Zusammenwirkens durch Interaktionen zwischen verschiedenen Akteuren möglich ist und davon maßgeblich bestimmt wird (Benz 2004). Aus Perspektive des Neo-Institutionalismus erfolgt die Entwicklung von Bildungssystemen "pfadabhängig", was darauf verweist, dass sich jegliche Reform auf Grundlage bereits existierender Organisationen sowie damit zusammenhängender historisch-gewachsener (Koordinations-)Strukturen vollzieht, die nur schwer veränderbar sind (Powell 2016). Durch die Verschränkung dieser beiden Sichtweisen stellt sich wiederum die Frage wie Bildungssysteme gesteuert werden können, dass sie einerseits resilient gegenüber politischen Strömungen und andererseits anpassungsfähig auf globale menschenrechtliche Forderungen sowie zukünftige Herausforderungen reagieren können.
Die Forschungsarbeit befasst sich mit einem internationalen Vergleich der Regionen Südtirol und Baden-Württemberg, welcher anhand der erwähnten wissenschaftlichen Perspektiven, angeleitet von der Grounded-Theory-Methodologie über eine historisch-rekonstruktive Analyse sowie in Form einer aktuellen Situationsanalyse Erkenntnisse über die Steuerung inklusiver Bildung generieren soll. In diesem Zusammenhang wird untersucht, wie es zu der beschriebenen Varianz kommt, „inwiefern persistente Disparitäten auf der Trägheit der institutionalisierten Bildungssysteme beruhen“ (Powell 2016) und welche maßgeblichen Prozesse sich hinsichtlich der Bereitstellung inklusiver Bildung als wirksam erweisen.

Literatur:

Benz, Arthur (2004): Governance - Modebegriff oder nützliches sozialwissenschaftliches Konzept? In: Arthur Benz (Hg.): Governance - Regieren in komplexen Regelsystemen. Eine Einführung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften (Governance), S. 11–28.

Committee on the Rights of Persons with Disabilities (2016): Concluding observations on the initial report of Italy. https://digitallibrary.un.org/record/1310650/files/CRPD_C_ITA_CO_1-EN.pdf?ln=en, 16.09.2023.

Committee on the Rights of Persons with Disabilities (2023): Concluding observations on the combined second and third periodic reports of Germany (vorläufige uneditierte Fassung). https://tbinternet.ohchr.org/_layouts/15/treatybodyexternal/Download.aspx?symbolno=CRPD/C/DEU/CO/2-3&Lang=en, 16.09.2023.

Powell, J. J. W. (2016): Neo-Institutionalismus. In: Hedderich, I., Biewer, G., Hollenweger, J., & Markowetz, R. (Hrsg.): Handbuch Inklusion und Sonderpädagogik. Bad Heilbrunn, 680–683.
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Projektdauer:02.02.2021 bis 31.12.2024
Projektbeteiligte:
Prof. Dr. Merz-Atalik, Kerstin (Betreuung) [Profil]


Verweis auf Webseiten:
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keine
Angehängte Dateien:
keine
Erfasst von Katja Beck am 02.03.2024
Zuletzt geändert von Katja Beck am 02.03.2024
kostenstelle: 153240
    
Projekt-ID:526